Ruth Biller
Bewegung und Erinnerung -Movement and Memory
Selvage of Time 2024
Anna Laudel Düsseldorf is set to showcase the masterful works of artist Ruth Biller for the second time. Her solo exhibition, “Selvage of Time”, will be on display from March 8 to April 20, 2024.
Biller employs the human body, nature, and landscapes as focal points in her artistic endeavours, emphasizing the exploration of the concept of space. Biller provides a captivating glimpse into her artistic vision and distinct approach to painting and pictorial design for this exhibition.
The exhibition’s title, “Selvage of Time”, refers to the fabric-like quality of her paintings and the delicate, organic structures she expertly crafts in her pieces. Biller orchestrates a symphony of free-flowing forms and ornamental fraying through her luminous brushwork, intricately interweaving her pictorial spaces to create a genuinely singular visual experience.
Ruth Biller encapsulates her artistic philosophy and inspirations in a poignant quote: “In the baggage of seeing, I discover the imprint of time spent in other places, like a table set with the smells of unfamiliar paths, glasses filled with wanderlust.”
The surface of her artworks appears fragmented, with bodies and gestures seemingly displaced from time, ensconced in a fluid interplay of spatiality and nuanced colours. From a myriad of personal impressions and inspirations to choreographing her creations, Biller evolves new interweavings and compositions of dance formations, snapshots of current events, and personal experiences that serve as wellsprings of inspiration.
In her paintings and prints, vibrant rhythmic rows of images emerge on both canvas and paper, brought to life through intricate layers of colour and spatial overlays. This technique not only adds depth to her creations but also imparts a variable and nuanced quality to the visual narrative she weaves.
Working on her artistic expression based in Berlin, Germany, Biller’s studio and home are serving as the epicentre for her creative pursuits and the birthplace of the captivating interplay between human form, nature, and the ever-expansive concept of space in her work.
Inviting visitors to immerse themselves in Ruth Biller’s distinctive world and find inspiration, “Selvage of Time” can be visited at Anna Laudel Düsseldorf from March 8 to April 20, 2024.
Aus freien Stücken 2024
Galerie Vayhinger, Singen. 10.2.24 bis 6.4.24
Malerei
5 Sätze über meinen Aufenthalt aus freien Stücken: Im November habe ich täglich den Nebel in Bregenz steigen und fallen gesehen. Das war filmisch, malerisch, unstetig… Bäume versinken, Nahes wirkt fern, alles verschwimmt…. so etwas hat Einfluss, besonders auf die Bildräumlichkeit, also die Ironie aus gestaffelten Horizonten und Bergen in meiner Arbeit mit den Spitzen. Durch die nebligen Strassen nahm ich die von freundlichen Menschen erhaltene Beute in mein zeitweiliges Atelier: gerollte Borten, zierliche Gewebestücke, Spitzenkrägen paarweise gespiegelt wie abgelegte Flügel eines Urtiers. Berlin und Bregenz fangen mit B an. Das erinnert mich an On Kawaras Datumsbilder …ich könnte jetzt noch Brüssel nennen- bestimmt würde ich da nicht mehr aussteigen bei den vielen B-Orten (Borten)….aber entgegengesetzt ohne Stickmaschinenmetrik nach der Atmosphäre gefragt, also dem Buchstaben A wie ein Aufenthalt, den ich selbst bestimme und Spitzen in Bilder verwandle. S, wie Singen wie Spitzen: die Orte verwandeln sich in Stickerei.
Geklöppelt werden Sternenbilder 2023
Raum für Kunst- QuadrART, Dornbirn, Austria Über die Ausstellung schreibt der Kurator Alfred Graf: Das Sein des Nichts Dreißig Speichen treffen die Nabe, die Leere dazwischen macht das Rad Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen, die Leere darinnen macht das Gefäß Lao Tse Ohne das Nichts wäre die Spitze bloß ein Gewebe, ein Leintuch. Ruth Biller hat sich während ihrer Residency in Bregenz dem Thema Spitze, speziell der aus Lustenau angenähert. Erst hat sie recherchiert, dann erprobt, wie sich die Sujets in ihren malerischen Kosmos einbringen lassen. Martina Pfeiffer meint zur Vorgehensweise: „Das Auge erfindet, das Gedächtnis fügt hinzu, der malerische Prozess entwickelt daraus den Akt des eigenen Willens und Vertrauens auf Intuition, einer Spur zu folgen, diese im Bild zu konkretisieren, in Farbe zu materialisieren.“…so die Künstlerin. Bis es zur Arbeit an der Leinwand, auf dem Papier oder anderen künstlerischen Ausdrucksformen kommt, gehen Reflexionen, Recherchen in Bibliotheken oder notwendig wirksamen Orten voraus. Ruth Biller taucht ein, archäologisch, forscherisch, oder mit der Kamera, um zum Ausgangspunkt vorzudringen. Sie spürt der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen nach und sucht dem aus verschiedenen Zeit- und Seinsebenen zusammengesetzten Blick, der immer nur ein Augen-Blick ist, Dauer zu verleihen. Eine schöne Oberfläche wird fragmentiert, Körper und Gesten aus ihrer Zeit gerissen und versetzt in eine erfundene – fließende Räumlichkeit. (Aus „Künstlerisches Schaffen als seismografisches Handeln“, 2023, Kulturring Berlin) Auch die Produzentinnen der Spitze, die Klöpplerinnen hat die Künstlerin bedacht. Doch die berühmteste, die von Jan Vermeer 1669/70 gemalte lässt sie klugerweise außen vor. Am Fest Mariaschnee beteten die Brüsseler Spitzenklöpplerinnen, daß ihr Werk weiß wie Schnee bleibe. (W. Bleier) Wolfgang Bleiers Wort- und Satzschöpfungen haben für mich etwas sehr Bildhaftes. Bilder entstehen bekanntlich durch den Sehprozess ohnehin ausschließlich im Kopf. Ob nun durch Pinsel- oder Zeichenstriche, in Farbe oder Schwarz und Weiß, als über Papier gestreute Buchstaben, unsortiert oder geordnet, sind Betrachtende gefragt, die Kürzel zu einem Bild zu fügen, den Prozess zu Ende zu führen. So sind ausgewählte Texte auf Augenhöhe mit den Objekten der bildenden Kunst in die Ausstellung eingebaut. Ludwig Wittgensgtein postulierte die Verschiedenheit des Blicks auf die Welt, je nach Ausformung eines darüber gelegten Filters. Ich begann mit dem Entschluss diese Ausstellung der Spitze zu widmen, „meine“ Welt auf Reisen durch Geklöppeltes zu betrachten. Sri Lanka: flinke Finger zupfen die Spitzen des Teestrauches ab Türkei: zartes Grün spitzelt aus Knospen – prima vera ein Ausbruch in riesiger Zahl, dem Winter das Grau zu nehmen Blüten kontern mit Weiß, bevor weitere bunte Farben treiben. Rauschhaft. Blütenspitzen: Wystreria, Paulownia, Mohn Rumänien: scharfe Spitzen, wie von Waffen oben auf den Zäunen, darunter Ornament, Zierrat für das Nette, Freundliche Daheim: Kirchturmspitzen, Bergspitzen Spitze Spitzen Kalzite, Fischbeine Spitze Federn im Vogelflug Fadenstiche in die Luft: Nähe, nähe, Wind und Wetter! (W. Bleier) Noch mehr Spitzen ...spitzen Einfach spitze! Alfred Graf
Vision und Wanderschaft - Arbeiten auf Papier 2017-2023- Vision and Wandering-Works on Paper 2017-2023
22 Titel: Gouache auf Britannia Hahnenmühle Papier.
Size:60x80cm/50x60cm/30x30cm
In der Reihe geht es um die Bewegung des Menschen: in der Phantasie und real. Die Verknüpfungen mit Natur und vom Menschen geschaffener Umwelt, das Verlassen und Ankommen unter schwankenden, nomadischen Bedingungen. Das Gedächtnis speichert Bilder von Verortungen, die sich zeitlich wie ein Kaleidoskop rückwärts und vorwärts drehen. Meine Eindrücke entstammen eigenen wie gefundenen Motiven und Inspirationen. Das visuelle Zusammenfügen spiegelt eine Momentaufnahme in der Bewegung. Die Werke sind prozesshaft und frei in Schichten oder Lasuren mit Wasserfarbe und Gouache gemalt.
The series is about human movement: in the imagination and in reality. The connections with nature and man-made environment, leaving and arriving under fluctuating, nomadic conditions. Memory stores images of locations that rotate backwards and forwards in time like a kaleidoscope. My impressions come from my own found motifs and inspirations. The visual assembly reflects a snapshot in motion. The works are processual and freely painted, in layers or glazes with watercolor and gouache.